Einleitung#

Open Access als Gegenmodell zu kommerziellen Verlagspublikationen#

“The rapid and global circulation of ideas is central to the scientific process. There should be universal, prompt open access to the record of science , both for authors and readers, with no barriers to participation, in particular those based on ability to pay, institutional privilege, language or geography.” [6]

Openness ist ein wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Praxis, denn ein offener und transparenter Forschungsworkflow ist unerlässlich für die Validierung und Nachnutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Innovationen. Für lange Zeit war das Publizieren in Printmedien, z. B. als Zeitschriftenartikel, Buch oder Beitrag in Sammelbänden die gängigste Möglichkeit, wissenschaftliche Information sichtbar zu machen und zu verbreiten. Diese Art des Publizierens erfolgte dabei in den meisten Fällen über einen kommerziellen Verlag, der mit dem Verkauf der wissenschaftlichen Literatur entsprechend finanzielle Gewinne erwirtschaften konnte. Durch die Digitalisierung ergeben sich für die Wissenschaft neue Möglichkeiten im Umgang mit Wissen und Informationen, da diese relativ kostengünstig online verbreitet und damit zur Nachnutzung bereit gestellt werden können. Dennoch werden weiterhin über ein Drittel der wissenschaftlichen Literatur von kommerziellen Verlagen nur hinter Bezahlschranken/Paywalls bereit gestellt (= “closed”). [10] Im Gegensatz dazu kann ein uneingeschränkter Zugang zu digitalen Ressourcen einen erheblichen Nutzen für die Wissenschaft und die Gesellschaft insgesamt bringen. [1] Dieser uneingeschränkte Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen wird als “Open Access” bezeichnet und bildet das Alternativmodell des wissenschaftlichen Publizierens im digitalen Zeitalter.

Obwohl der Begriff “Open Access” nicht fest definiert ist, kann als Ziel von Open Access formuliert werden, wissenschaftliche Publikationen für alle Men­schen frei zugänglich und nachnutzbar zu machen, kostenlos und möglichst ohne technische und rechtliche Barrieren. [12] Der Begriff “Open Access” wird in der Regel im Kontext wissenschaftlicher Literatur verwendet, allerdings vermehrt auch im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der zugehörigen Forschungsdaten. [8]

Das Publizieren im Open Access kann auf verschiedenen Wegen erfolgen; diese werden üblicherweise mit Farben bezeichnet, beispielsweise:

Gold Open Access

Wissenschaftler*innen veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse vollständig offen und frei zugänglich über kommerzielle Verlage. Die Autor*innen bezahlen i.d.R. eine Artikelbearbeitungsgebühr (Article Processing Charge/APC) an den Verlag.

Green Open Access

Wissenschaftler*innen veröffentlichen ihre Forschungsartikel in kostenpflichtigen Zeitschriften (Subskriptionszeitschriften) bzw. ihre Monographie über einen kommerziellen Verlag, nutzen aber rechtliche oder vertragliche Regelungen, um eine Version ihrer Forschungsarbeit (oft in Form einer Vorveröffentlichung/Preprint oder in der vom Verlag akzeptierten Typoskriptversion/Postprint) in einem disziplinären oder institutionellen Repositorium ein zweites Mal zu veröffentlichen. Diese Version ist dann frei zugänglich.

Diamond Open Access

Diamond Open Access bezeichnet ein Publikationsmodell, in dem Open-Access-Erstveröffentlichungen sowohl für Autor*innen als auch für Leser*innen kostenfrei sind. Häufig handelt es sich in diesen Fällen um Publikationsinfrastrukturen, die von wissenschaftlichen Einrichtungen selbst betrieben, finanziert und geleitet werden.

Open Access als Ziel der UB Marburg#

Die Vorteile von Open Access sind inzwischen empirisch gut belegt und reichen von einem effektiveren Wissenstransfer bis hin zu einer beschleunigten Veröffentlichung und einer breiteren Nutzung durch eine vielfältige Leser*innenschaft aus unterschiedlichen beruflichen und geografischen Kontexten. [9]

Die Implementierung von Open Access als Standardmodell des wissenschaftlichen Publizierens in Deutschland wird daher als wichtiger Schritt angesehen, um die Vorteile dieser Praxis weiter zu maximieren. So fordert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Open Access als „Standard des wissenschaftlichen Publizierens in Deutschland“ etablieren. [15] Insbesondere das Publizieren im Diamond Open Access [2] wird von der Wissenschaftspolitik, bspw. durch die DFG, explizit gefordert und unterstützt.

Entsprechend unterstützt die UB Marburg die Forschenden der Philipps-Universität beim Publizieren im Open Access:

Gold Open Access

Mitglieder der Philipps-Universität Marburg können über einen Open-Access-Publikationsfonds unter bestimmten Voraussetzungen eine finanzielle Förderung beantragen, um die Artikelbearbeitungsgebühr (Article Processing Charge/APC) bzw. Buchbearbeitungsgebühr (Book Processing Charge/BPC) für Open-Access-Verlagspublikationen zahlen zu können.

Green Open Access

Angehörige der Philipps-Universität Marburg können ihre Verlagspublikationen, die lediglich hinter einer Bezahlschranke/Paywall zugänglich sind, über die UB Marburg kostenfrei zweitveröffentlichen. Die UB Marburg unterstützt hierbei sowohl mit Informationsveranstaltungen und einer individuellen Beratung zum Zweitveröffentlichungsrecht nach § 38 Abs. 4 des deutschen Urheberrechtsgesetzes als auch mit einer auf wissenschaftliche Publikationen spezialisierten Plattform (Repositorium). Die Zweitveröffentlichung ist über das institutionelle Repositorium der UB Marburg sowohl für Pre- als auch für Postprints möglich.

Diamond Open Access

Ebenfalls über das institutionelle Repositorium der UB Marburg können Mitglieder der Philipps-Universität ihre Forschungsergebnisse direkt und kostenfrei erstveröffentlichen. Neben wissenschaftlichen Texten können auch Forschungsdaten und -materialien im Forschungsdatenrepositorium data_UMR publiziert werden. Die UB Marburg bietet auch hierzu Informationen sowie eine individuelle Beratung an. Darüber hinaus werden die Einreichungen ins Repositorium von Expert*innen für wissenschaftliches Publizieren kuratiert und die Forschenden im gesamten Veröffentlichungsprozess unterstützt. Neben dem institutionellen Repositorium selbst bietet die UB Marburg einen OJS-Service an, über den Angehörige der Philipps-Universität ein Journal betreiben und die redaktionellen Prozesse verwalten können.

Open Access als Untersuchungsgegenstand: Die Open-Access-Umfrage der UB Marburg#

Um die Beratungs- und Unterstützungsangebote der UB Marburg passgenau auf die Bedarfe der Forschenden an der Philipps-Universität abstimmen und entsprechend weiterentwickeln zu können, wurde eine Umfrage zum Thema entwickelt.

Hierbei konnte auf die Erfahrung anderer Institutionen zurückgegriffen werden, die im Themenbereich Open Access und Open Science im Allgemeinen bereits Umfragen durchgeführt haben:

Aus den Erkenntnissen dieser bereits durchgeführten Umfragen im Bereich Open Science inkl. Open Access wurden Form, Umfang und Inhalt der Umfrage für die Philipps-Universität Marburg abgeleitet:

Zielgruppe: Befragt wurden Forschende der Philipps-Universität Marburg. Die Ansprache erfolgte durch die Nutzung entsprechender universitätsweiter Mailinglisten.

Zeitraum: Vom 05. bis zum 16. Februar 2024.

Umfang: Um eine möglichst hohe Beteiligung zu erreichen, wurde die Umfrage inhaltlich kurz gehalten (Beantwortungszeit < 5 Minuten).

Form: Die Umfrage wurde online über das am Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) Marburg gehostete Datenerfassungssystem REDCap durchgeführt.

Inhalt: Der Fokus lag auf den drei Wegen des Open Access, für die die UB Marburg bereits Services anbietet – Gold, Green und Diamond – im Hinblick auf diese Wege wurden jeweils Wahrnehmung, Erfahrungen und Publikationstätigkeit der Forschenden erfasst.

Auswertung: Die Auswertung der Umfrageergebnisse wurde über Jupyter Notebooks durchgeführt. Die Ergebnisse aus den einzelnen Jupyter Notebooks wurden in einem Jupyter Book zusammengefasst.

Publikation: Die Ergebnisse der Umfrage werden im Diamond Open Access auf dem institutionellen Repositorium für wissenschaftliche Literatur der Philipps-Universität Marburg veröffentlicht. Zusätzlich werden die Ergebnisse als Jupyter Book zur Verfügung gestellt. Diese Form der Veröffentlichung ermöglicht den Lesenden eine Interaktion mit den dargestellten Daten: Um Unterschiede im Open Access Publizieren in den verschiedenen Fachkulturen ermitteln zu können, werden alle Ergebnisgrafiken mit Dropdown-Option bereit gestellt, mit der sich nach Fachbereich filtern lässt. Über eingebettete Codezeilen wird die Analyse der Daten darüber hinaus direkt transparent und nachvollziehbar. Weitere Einbettungen externer Inhalte ermöglichen eine Interoperabilität mit assoziierten Publikationen, die direkt aus dem Jupyter Book heraus aufgerufen werden können. Die Rohdaten der Umfrage werden darüber hinaus im institutionellen Forschungsdatenrepositorium data_UMR “FAIR” (Findable, Accessible, Interoperabe, Reusable) zur Verfügung gestellt.

Die Ergebnisse der Umfrage werden im Folgenden für die drei Wege des Open Access dargestellt.