Diskussion#
Angaben zu den Teilnehmenden#
Die Beteiligung an der Umfrage der UB Marburg zum Open-Access-Publizieren war trotz des kurzen Umfragezeitraums von nur zwei Wochen hoch: 299 Angehörige der Philipps-Universität füllten die Umfrage aus. Da die Beteiligung auf freiwilliger Basis erfolgte, kann zum einen geschlussfolgert werden, dass das Interesse der adressierten Zielgruppe an Open Access grundsätzlich hoch ist, zum anderen ist in der Bewertung der Ergebnisse zu berücksichtigen, dass unter diesen Umständen ein Bias der Teilnehmenden zugunsten von Open Access anzunehmen ist, die Umfrage also keine Repräsentativität beanspruchen kann. Die in absoluten Zahlen größte Anzahl der Teilnehmenden stammte aus der Gruppe wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, gefolgt von Professor*innen und mit größerem Abstand Promovierenden (Frage 1). Die meisten Teilnehmenden kamen aus dem Fachbereich Medizin, was angesichts der Größe dieses Fachbereichs an der Philipps-Universität wenig überrascht, gefolgt vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften (Frage 2).
Gold Open Access#
Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmenden hat bereits mindestens ein Mal im Gold Open Access veröffentlicht. Dabei ist diese Form des Publizierens insbesondere in den Natur- und Lebenswissenschaften verbreitet, weniger in den Fachbereichen Rechtswissenschaften, Erziehungswissenschaften und in den Geisteswissenschaften (Fachbereiche Geschichte und Kulturwissenschaften, Germanistik und Kunstwissenschaften, Fremdsprachliche Philologien) (Frage 1). Insgesamt wird hier also die Publikationskultur zugunsten des Gold Open Access sehr aus den publikationsstarken (sowie zugleich unter den Teilnehmenden der Umfrage zahlreich vertretenen) Fachbereichen getrieben.
Den Publikationsfonds zur finanziellen Unterstützung von Gold-Open-Access-Publikationen von Artikeln haben bereits knapp über die Hälfte der Teilnehmenden mindestens ein Mal in Anspruch genommen (Frage 2). Von denjenigen Teilnehmenden, die den Fonds bereits in Anspruch genommen haben, hätte die große Mehrheit ohne diese finanzielle Unterstützung “closed” veröffentlicht (Frage 4). Anderen Teilnehmenden standen offenbar aus alternativen Quellen ausreichend Gelder für Gold-Open-Access-Publikationen zur Verfügung oder sie nutzten die Optionen aus DEAL und anderen Transformationsverträgen (Frage 5). Diejenigen Teilnehmenden, die den Fonds noch nicht genutzt hatten, wussten teilweise nichts von dieser Möglichkeit, hatten noch nie etwas veröffentlicht oder Gold Open Access spielt keine Rolle in der jeweiligen Fachkultur (Frage 6). Dies betraf jedoch vergleichsweise wenig Teilnehmende.
In absoluten Zahlen deutlich weniger wird der Fonds zur Veröffentlichung von Monographien im Open Access genutzt (Frage 3).
Unter denjenigen, die den Fonds bisher nicht genutzt haben, geben 36 Interessent*innen an, dies in Zukunft tun zu wollen (Frage 2).
Insgesamt genießt der Publikationsfonds eine recht hohe Bekanntheit unter den Teilnehmenden.
Green Open Access#
Im Gegensatz zum Publizieren im Gold Open Access ist das Publizieren von Artikeln im Green Open Access (Zweitveröffentlichung) fächerübergreifend deutlich weniger verbreitet (Frage 1). In absoluten Zahlen wenig genutzt wird der Weg des Green Open Access in Form der Zweitveröffentlichung von Monographien: Lediglich acht Teilnehmende haben nach eigener Angabe schon einmal eine Monographie zweitveröffentlicht: 1x aus dem Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaft, 3x aus dem Fachbereich Germantistik und Kunstwissenschaften, 1x aus dem Fachbereich Fremdsprachliche Philologien, 1x aus dem Fachbereich Mathematik und Informatik, 1x aus dem Fachbereich Geographie und 1x aus dem Fachbereich Medizin (Frage 2). Das Interesse, in Zukunft im Green Open Access zweitzuveröffentlichen, war mit 27 Interessent*innen für Artikel moderat (Frage 1). 19 Teilnehmende gaben Interesse an der Zweitveröffentlichung von Monographien an (Frage 2). Dies sind zwar weniger Interessent*innen als für die Artikel, jedoch ist diese Zahl relativ zu sehen zur geringeren Gesamtanzahl an Monographiepublikationen im Vergleich zu Artikelpublikationen.
Für Zweitveröffentlichung werden in den meisten Fällen Preprint-Server genutzt, gefolgt von wissenschaftlichen Netzwerken. Repositorien (für Postprints) werden mit Abstand seltener genutzt (Frage 3).
Als Gründe, warum bisher nicht im Green Open Access veröffentlicht wurde, gaben die meisten Teilnehmen an, bisher nichts von dieser Option gewusst zu haben. Erst zweitrangig wurde als Hinderungsgrund eine rechtliche Unsicherheit angegeben (Frage 4).
Diamond Open Access#
Am wenigsten verbreitet ist bisher das Publizieren im Diamond Open Access, sowohl für Artikel (Frage 1) als auch für Monographien (Frage 2) oder Schriftenreihen (Frage 3). Dabei ist der Anteil der Diamond Open Access Publikationstätigkeit im Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften noch am höchsten.
Die mit weitem Abstand meisten Diamond-Open-Access-Publikationen erfolgten dabei in Artikelform in entsprechenden Journalen (Frage 4). Von denjenigen Teilnehmenden, die bereits im Diamond Open Access veröffentlicht hatten, waren ca. die Hälfte über die Autor*innen-Rolle hinaus im Bereich Diamond Open Access aktiv, beispielsweise als Reviewer oder Editor bzw. Gründer*in eines Diamond Open Access Journals (Frage 5). Als Motivation dafür gaben die entsprechenden Teilnehmenden mehrheitlich die Ermöglichung des kostenfreien Zugriffs auf wissenschaftliche Literatur an. Aber auch das Schaffen einer Alternative zur Preispolitik bzw. Macht kommerzieller Verlage, die Skepsis gegenüber Metriken wie dem Journal Impact Factor und das kostenfreie Publizieren für die Autor*innen wurden als Motivation angegeben (Frage 6).
Ähnlich wie beim Green Open Access gaben auch beim Thema Diamond Open Access die meisten Teilnehmenden, die noch nicht auf diesem Weg veröffentlicht hatten, als Grund an, bisher nichts von dieser Option gewusst zu haben (Frage 7). Auch die Option, beispielsweise über die Plattform Open Journal Systems (OJS) bei der UB Marburg ein eigenes Diamond Open Access Journal zu gründen, war wenigen bekannt. Bemerkenswert erscheint, dass 48 Teilnehmende angaben, interessiert an einer Journalgründung über die UB Marburg zu sein (Frage 8).
Abschließende Fragen#
Maßgeblich für die Publikationsentscheidungen der meisten Forschenden sind insbesondere schnelle und umfassende Sichtbarkeit. [13] Dies spiegelt sich auch in der Umfrage der UB Marburg wider: Das Renommee der Verlage und der Journal Impact Factor wiegen in den Publikationsentscheidungen oft mehr als die Option, im Open Access veröffentlichen zu können (Frage 2).
Dabei scheinen die Vorteile des Open-Access-Publizierens [9] weniger relevant für die Forschenden zu sein oder sie sind, so wie die verschiedenen Wege, nicht bekannt (Frage 1): Gold Open Access ist dem weitaus größten Teil der Forschenden bekannt und wird auch von der Mehrheit der Forschenden als Publikationsoption genutzt, jedoch weit weniger die Optionen des Publizierens im Green- oder Diamond Open Access. Dabei hängt die Popularität der drei Wege des Open-Access-Publizierens auch von der jeweiligen Fachkultur ab: So ist das Publizieren im Green Open Access in den Natur- und Lebenswissenschaften tendenziell etwas weiter verbreitet als in den Geisteswissenschaften. Diamond Open Access spielt fachübergreifend eine geringere Rolle.
In einem freien Textfeld am Ende der Umfrage konnten die Teilehmenden Feedback und Anregungen an die UB Marburg übermitteln (Kommentare/Feedback). Konsistent zur den Kenntnissen bezüglich der drei Open-Access-Wege wünschten sich darin die meisten Teilnehmenden mehr Informationen bzw. konkrete Überblicksveranstaltungen zum Open Access. Dies ist in gewissem Maße inkonsistent zu den Teilnehmendenzahlen an den bereits existierenden Informationsangeboten der UB Marburg zum Open Access, deckt sich jedoch mit den Ergebnissen einer kürzlich veröffentlichten Studie zur Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland [5], die einen Mangel an Übersicht über verfügbare Open-Access-Angebote ermittelte. Entsprechend der Popularität des Open-Access-Publikationsfonds betraf weiteres Feedback der Marburger Forschenden dessen Ausbau.